SG Ramsberg/St. Veit – SV Wettelsheim 0:1 (0:0)

Aufatmen beim SVW, Frust bei der SG vom See! Der SV Wettelsheim hat sich am Samstagnachmittag mit einem 1:0-Sieg im Derby bei der SG Ramsberg/St. Veit etwas Luft zur Abstiegszone der Fußball-Kreisliga West verschafft. Die unterlegene Spielgemeinschaft muss hingegen mehr und mehr um den Klassenerhalt bangen und rutschte auf einen der beiden Relegationsplätze ab.

Während die Truppe von Trainer Stephan Zengerle nach zuletzt drei Niederlagen mit der bitteren Bilanz von 1:15 Toren endlich den ersten „Dreier“ nach dem Re-Start bejubeln konnte und jetzt 27 Zähler hat, warten die Ramsberg-Veiter (24 Punkte) um ihren Coach Sebastian Zottmann weiter auf den ersten Sieg nach der Corona-Zwangspause. Die SGler sind dadurch in die akute Gefahrenzone abgerutscht und haben am kommenden Wochenende das nächste Schlüsselspiel beim wieder erstarkten TSV 1860 Weißenburg II (23 Punkte).

Auf dem Sportgelände in Ramsberg – die rund 100 Zuschauer mussten sich an zwei Eingängen registrieren, der Zugang zum Kabinenbereich war abgesperrt – entwickelte sich ein ausgeglichenes und kampfbetontes Spiel. InHalbzeit einswarenTorchancen auf beiden Seiten Mangelware, es dominierten die Abwehrreihen, zahlreiche Fouls hemmten den Spielfluss und sorgten auch immer wieder für Debatten. Die beiden Torhüter Christoph Böhm (SG) und Jonathan Strauß (SVW) mussten nicht ernsthaft eingreifen. Die wohl beste Möglichkeit hatte Wettelsheims Florian Bunz, der nach rund 20 Minuten knapp am Tor vorbeizielte.

Siegtor durch Florian Bunz

Zu Beginn der zweiten Halbzeit drückte die Heimelf mehr aufs Tor, Wettelsheim boten sich mehr Räume, aber die Abschlüsse waren weiter Mangelware. 20 Minuten vor dem Ende drängte dann Wettelsheim auf den Siegtreffer. Christoph Böhm konnte dabei einen flatternden Weitschuss von David Zischler super parieren. Nach weiteren Möglichkeiten für Bunz und Tim Ruppert folgte dann in d der 77. Minute die Entscheidung, als Florian Bunz unhaltbar ins lange Eck traf.

Die SG probierte anschließend nochmal alles, hatte aber Pech bei einem Pfostentreffer von Patrick Haueis. Mehr brachte die Schlussoffensive nicht mehr ein. Zwei Minuten vor dem Ende musste aufseiten der Gäste Tim Ruppert wegen wiederholtem Foulspiel mit Gelb-Rot vorzeitig zum Duschen.

„Ich freue mich riesig“, sagte Wettelsheims Trainer Stephan Zengerle nach dem ersten Punktspielsieg unter seiner Regie. Der Erfolg war aufgrund der Chancen aus seiner Sicht verdient. Zudem sei der SVW als Team aufgetreten, was vor drei Wochen bei der geradezu historischen 0:11-Pleite in Rednitzhembach nicht der Fall gewesen sei. „Wir wachsen zusammen“, stellte Zengerle fest. Der Sieg in einem Kampfspiel bei schwierigen Platzverhältnissen sei die logische Folge gewesen.

Alles andere als erfreut waren natürlich die Ramsberg/St. Veiter um ihren Trainer Sebastian Zottmann. Er hatte natürlich auf ein Erfolgserlebnis seiner Truppe in dem Landkreisduell gehofft – nun setzt die SG auf das nächste Spiel am kommenden Sonntag beim direkten Konkurrenten in Weißenburg. um

Daten zum Spiel:
0:1 (77.) Florian Bunz
Gelb-Rot (88.) Tim Ruppert
Zuschauer: 70

Schiedsrichter: Martin Faußner
1. Assistent: Yannik-Joel Kindlein
2. Assistent: Valentin Fischer

SV Wettelsheim: Jonathan Strauss, Simon Renner, Matthias Lehmeyer, David Zischler, Hans-Christian Döbler, Bastian Baumann, Simon Huettinger, Michael Berthold, Florian Bunz, Tim Ruppert, Valon Pjetraj
Einwechselspieler: Ismail Aslan

SG Ramsberg/St. Veit: Luca Loeffler, Patrick Haueis, Alexander Weidner, Dominik Seitz, Moritz Halmheu, Adrian Hobler, Robert Prohaska, Marco Böhm, Michael Huf, Nico Schwarzer
Einwechselspieler: Zalan Toth, Marvin Petrenz, Markus Dietze


Interview mit Trainer Stephan Zengerle von Dominik Mayer

Nach langer Durststrecke gewinnt der SV Wettelsheim wieder ein Spiel – und blickt auf ein schwieriges Jahr zurück.

Etwa 20 Minuten waren gespielt, als sich treue Beobachter des Wettelsheimer Fußballs an die Niederlagen der vergangenen Wochen erinnert gefühlt haben müssen. Kapitän Hans-Christian Döbler verliert an der eigenen Strafraumgrenze als letzter Mann den Ball – doch diesmal kann der Gegner den Patzer nicht zur frühen Führung nutzen. In allen drei Pflichtspielen seit dem Re-Start hat der TV durch „Leichtsinnigkeiten oder haarsträubende Aussetzer“, wie Trainer Stephan Zengerle sagt, sein erstes Gegentor bekommen. In Rednitzhembach dauerte es drei Minuten, gegen Büchenbach stand immerhin fünf Minuten die Null.

Vor allem das 0:11-Debakel gegen den SV Rednitzhembach Ende September hat Mannschaft und Trainer schockiert. „Auch eine Frage der Mentalität“ sei das, wie Zengerle mit Blick auf das Spiel kritisch anmerkt. „Das darf in dieser Form nicht passieren.“ Weil es aber doch passiert ist, und die Partien gegen Pollenfeld und Büchenbach ebenfalls mit null Punkten für Wettelsbach endeten, fand sich der SV vor dem Anpfiff bei der SG Ramsberg/St.Veit plötzlich im unteren Tabellendrittel der Kreisliga Neumarkt/Jura West wieder. Man drohte gar, auf einen Relegationsplatz abzurutschen.

Wenn der Glaube fehlt

Eine Ausgangssituation, die das Spiel gegen den direkten Konkurrenten einigermaßen brisant erscheinen ließ. Auch wenn Coach Zengerle im Vorfeld für eine gelassenere Herangehensweise plädierte: „Die Situation ist nicht anders als letzte Woche. Wir müssen ein Spiel gewinnen, nicht rechnen.“ Das mit dem Gewinnen ist für Mannschaften, die schon lange kein Erfolgserlebnis mehr hatten, jedoch so eine Sache. Da schwindet der Glaube an die eigene Stärke, kurz vor dem gegnerischen Tor werden die Füße plötzlich schwer, in der Defensive häufen sich slapstickartige Einlagen. Probleme, die sie in Wettelsheim gut kennen. Dabei hatte man sich viel vorgenommen, damals vor dem 10. August 2019, als man in diese in jeder Hinsicht einzigartige Saison startete. Irgendwie oben mitspielen wollte der Bezirksliga-Absteiger, der damals noch von Stefan Birngruber betreut wurde. Doch zunächst waren die Ergebnisse durchwachsen, dann brachte die Corona-Krise den Sport zum Stillstand und im Sommer übernahm schließlich Stephan Zengerle die Mannschaft. Der musste schließlich feststellen, dass es gar nicht so einfach ist, ein Team, das sich coronabedingt monatelang nur zum lockeren Kicken getroffen hat, wieder in den Wettkampfmodus zu bringen. Nun scheint die Elf aber ihren Weg gefunden zu haben, das 1:2 gegen Büchenbach am 4. Oktober war spielerisch ansprechend – nur das Ergebnis stimmte noch nicht.

Ein Makel, den es am Samstag in Ramsberg zu korrigieren galt. Auf dem Sportgelände am Brombachsee haben sie sich alle Mühe gegeben, den rund 100 Zuschauern ein pandemiegerechtes Fußballvergnügen zu ermöglichen. Zehn Ordner haben die Verantwortlichen der SG Ramsberg/St.Veit bereitgestellt, das Gelände in verschiedene Sektoren unterteilt. Zudem mussten alle Zuschauer ihre Kontaktdaten am Eingang hinterlegen. Das Geschehen auf dem Rasen entwickelte sich derweil weitgehend ausgeglichen mit einem leichten Chancenplus für Wettelsheim in der Anfangsphase. Auch bedingt durch den schweren Boden boten die Teams insgesamt jedoch eher fußballerische Hausmannskost. „Das ist echt ein Scheißspiel, da passiert ja gar nichts“, bilanzierte Ramsbergs Schlussmann Christoph Böhm nach 30 Minuten. Eine übertrieben strenge Beurteilung, vor allem mit Blick auf die zweite Hälfte. Das Spiel wurde offener, die Chancen besser. Eine davon nutzte Florian Bunz zum 1:0 Wettelsheim (77.). Ein Treffer, der trotz Ramsberger Überzahl in den Schlussminuten und eines Pfostentreffers zum Sieg reichen sollte. „Ich freue mich einfach für meine Mannschaft“, sagte ein erleichterter Stephan Zengerle nach dem Schlusspfiff. Ob das die Wende war? Abwarten, meint er, „aber ich hoffe es.“


Interview Jonathan Strauß von Dominik Mayer

Für den 21-jährigen Jonathan Strauß war es erst das fünfte Spiel als Torwart einer Kreisliga-Mannschaft. Beim 1:0-Erfolg seines SV Wettelsheim bei der SG Ramsberg/St. Veit blieb er erstmals ohne Gegentor. Direkt nach dem Abpfiff haben wir mit dem glücklichen Schlussmann gesprochen.

Die Null steht – wie fühlt sich das an?

Echt erleichternd! Es war nicht einfach von der zweiten Mannschaft in die erste zu wechseln. Da tut das einfach gut, und es ist ein gutes Gefühl.

Du bist noch nicht so lange Torwart, oder?

Ich war in der Jugend schon Torwart, bin dann aber in der U15 wieder raus. Dann war ich lange Feldspieler – bis in der zweiten Mannschaft ein Torwart gefehlt hat. Als der „Mammut“ ( Ex-Stammtorhüter Christoph Zwahr, Anmerkung d. Red .) jetzt umgezogen ist, habe ich den Weg in die erste Mannschaft gehen dürfen.

Der Sieg heute war mit Blick auf die Tabelle sehr wichtig. Kann das für euch ein Wendepunkt sein?

Wir hoffen das auf jeden Fall. Wir wollen wieder angreifen. Unser Ziel ist es jedenfalls, oben mitzuspielen und nicht im Keller zu stecken.

Wie beurteilst Du die Leistung der Mannschaft heute?

Wir haben das heute mal kämpferisch gelöst und den Kampf angenommen. Wir haben einfach als Mannschaft agiert, eben als elf Mann.

War das in der Vergangenheit anders?

Bei dem 0:11 in Rednitzhembach haben wir uns schon irgendwann hängenlassen. Da tut es gut, jetzt als Mannschaft gewonnen zu haben mit einer guten Mannschaftsleistung.

Am Ende gab es nochmal Freistöße vor deinem Tor – spürt man da die Nervosität?

Ja, auf jeden Fall. Gerade bei so einem Spielstand. Es ist einfach schwierig, man weiß ja nicht, ob der Ball über das Tor kommt, ob er abgefälscht wird, ob die Mauer vielleicht springt und der Ball unten durch geht. Man kann außer warten nicht viel machen – da zählt dann einfach Reaktionsvermögen.

Quelle: https://www.nordbayern.de/ und www.bfv.de